Dr. Till Dresbach (Universitätsklinikum Bonn)
Prof. Dr. Andreas Müller (Universitätsklinikum Bonn)
Prof. Dr. Ludwig Kuntz (Management im Gesundheitswesen, Universität zu Köln)
Prof. Dr. Martin Hellmich (Institut für Medizinische Statistik und Bioinformatik [IMSB], Universität zu Köln)
Prof. Dr. Indra Spiecker gen. Döhmann, LL.M. (Goethe-Universität, Frankfurt am Main)
Dipl. Gesundheitswirtin Stefanie Wobbe-Ribinski (DAK-Gesundheit)
Dr. Dirk Horenkamp-Sonntag (Techniker Krankenkasse)
Gemeinsamer Bundesausschuss - Innovationsausschuss
Jährlich kommen in Deutschland knapp 10.500 sehr kleine „Frühchen“ mit einem Geburtsgewicht von unter 1.500 Gramm auf die Welt. Um ihnen einen guten Lebensstart zu ermöglichen, werden sie meist über einen langen Zeitraum in den sogenannten Perinatalzentren intensivmedizinisch versorgt.
Der Einsatz von Webcams in Perinatalzentren soll es den Eltern ermöglichen, auch über die Distanz Kontakt zu ihrem Kind zu halten. Dadurch werden soziale wie auch medizinische Auswirkungen erwartet. Durch eine gesteigerte Empfindung von Nähe zum Kind soll die Eltern-Kind-Beziehung gestärkt sowie die Laktation und somit die Ernährung der Neugeborenen mit Muttermilch gefördert werden. Neben den positiven Auswirkungen der Webcams sind aber auch mögliche negative Auswirkungen zu bedenken, wie z.B. gesteigerte Ängste der Eltern, ausgelöst durch das Beobachten kritischer Situationen wie auch durch die Schwierigkeit, den Zustand des Kindes aus der Ferne einzuschätzen.
Das Verbundprojekt Neo-CamCare evaluiert erstmalig den Einsatz von Webcams für die ortsunabhängige, virtuelle Echtzeit-Bildübertragung Frühgeborener zu ihren Eltern.
Innerhalb des Projekts sollen rechtliche Rahmenbedingungen wie der Datenschutz geklärt, die Bedürfnisse und Erfahrungen der Eltern erfragt werden sowie auch Bedarfe, mögliche Implementierungshürden und der Mehraufwand aufseiten des medizinischen Personals erhoben werden. Zudem wird eine Handlungshilfe für Eltern, Pflegende und Ärzt_innen entwickelt und evaluiert.
Ziel des Teilprojekts Ethik ist es, eine Entscheidungshilfe zu entwickeln, die Eltern bei der Abwägung der individuellen Vor- und Nachteile eines Webcam-Einsatzes bei ihrem frühgeborenen Kind unterstützt. Während der Nutzungszeit soll die Entscheidungshilfe für Eltern zudem als emotionale Stütze dienen und die Zufriedenheit im Umgang mit Webcams steigern. Darüber hinaus erhalten Ärzt_innen und Pflegekräfte durch eine Informationsbroschüre eine Unterstützung für den (Klinik-)Alltag, da auch mögliche Schwierigkeiten hinsichtlich der Implementierung und Nutzung von Webcams auf Seiten der Ärzt_innen und Pflegekräfte adressiert werden sollen. Die Broschüre beinhaltet begleitendes Aufklärungs- und Informationsmaterial, listet Unterstützungs- und Beratungsangebote und dient als Vorlage, wie mit möglichen Rückfragen der Eltern während der Streaming-Zeiten umgegangen werden soll.
Die Entwicklung der Entscheidungshilfe basiert auf empirischen Untersuchungen. Die Analysen beruhen auf einer Beobachtungsstudie in einem Perinatalzentrum, Gruppendiskussionen mit Eltern frühgeborener Kinder hinsichtlich deren Erfahrungen zur Eltern-Kind-Beziehung während der ersten Lebenszeit auf der Frühgeborenen-Intensivstation, sowie Einzelinterviews mit Eltern und medizinischem Personal (Pflegekräften und Ärzt_innen) zu Erfahrungen im Umgang mit den Webcams in diesem Kontext.
Johanne Stümpel M. Sc.
+49 (0)228 - 73 66 234
johanne.stuempel[at]uni-bonn.de
ceres – Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health
Universitätsstr. 91
50931 Köln