Prof. Dr. Elke Kalbe
Priv.-Doz. Dr. med. Nicole Skoetz
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Gesundheitskompetenz als Fähigkeit, sich Zugang zu Gesundheitsinformationen zu verschaffen, diese zu verstehen, zu bewerten und in gesundheitsförderliches Verhalten zu übersetzen, kann zu einer effizienteren Nutzung des Gesundheitssystems beitragen. Untersuchungen zeigen, dass eine niedrige Gesundheitskompetenz mit geringerer Inanspruchnahme von Vorsorgemaßnahmen, einer weniger ausgeprägten Therapietreue, häufigeren Krankenhausaufenthalten und Notfallbehandlungen sowie einem erhöhten Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verbunden ist.
Auch soziale Faktoren können sich auf die Gesundheitskompetenz auswirken. So gehen ein niedriger sozialer Status, ein geringes Bildungsniveau, ein hohes Alter sowie ein Migrationshintergrund mit einem erhöhten Risiko einer eingeschränkten Gesundheitskompetenz einher. Erste Studien berichten außerdem von signifikanten Zusammenhängen zwischen Gesundheitskompetenz und Geschlecht; sie betonen die Notwendigkeit, Interventionen zur Stärkung der Gesundheitskompetenz speziell auf Frauen und Männer zuzuschneiden.
Ausgangspunkt des Projekts bildet die Vermutung, dass genderspezifische Aspekte von Gesundheitskompetenz im Kontext von Migration stärker ausgeprägt sein können. Empirische Forschungen haben gezeigt, dass Frauen mit Migrationshintergrund häufiger geringere Zugangswege zu Bildung haben als Männer mit Migrationshintergrund und genderspezifische Rollenerwartungen die Teilhabe am Gesundheitssystem erschweren können. Gestützt wird diese Annahme durch Hinweise darauf, dass Migrantinnen im allgemeinen Vergleich einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen und Vorsorgemaßnahmen seltener in Anspruch nehmen.
Ein Ziel des Projekts ist es, mithilfe von systematischen Reviews herauszufinden, ob das Geschlecht einen Effekt auf die Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund hat sowie effektive Interventionen zur Förderung der Gesundheitskompetenz von Menschen mit Migrationshintergrund zu identifizieren. Der Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz und dem Geschlecht von Personen mit Migrationshintergrund soll damit systematisch untersucht und metaanalysiert werden.
In Fokusgruppendiskussionen mit Fachexpert:innen aus dem Gesundheitswesen sollen zudem die speziellen Bedarfe und Herausforderungen von Migrant:innen hinsichtlich möglicher genderspezifischer Aspekte der Gesundheitskompetenz herausgearbeitet werden. Hier werden die Fachexpert:innen mit und ohne eigenen Migrationshintergrund über ihre Erfahrungen im professionellen Umgang mit Personen mit Migrationshintergrund diskutieren. Die Ergebnisse der systematischen Reviews sowie der Fokusgruppendiskussionen sollen dazu beitragen, Möglichkeiten zu definieren, eine auf die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Migrationshintergrund zugeschnittene Förderung der Gesundheitskompetenz zu entwickeln.
Annika Baumeister, M.Sc.
ceres – Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health
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