Die Ökonomisierung der Medizin und die damit einhergehenden tiefgreifenden strukturellen Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen beeinflussen zunehmend medizinische Behandlungs- und Entscheidungsabläufe. Ärztliches Handeln unterliegt immer mehr wirtschaftlichen Bewertungskriterien. Ökonomische Handlungsziele und Kriterien spielen derzeit insbesondere in der Pädiatrie eine zentrale und unter Umständen konfliktreiche Rolle. Denn aufgrund struktureller und fachimmanenter Besonderheiten befinden sich Kinderkliniken und Abteilungen für Kinder- und Jugendmedizin in Deutschland im derzeitigen Vergütungssystem in einer besonders angespannten Finanzierungssituation. Die primär ökonomisch gesteuerten, gesundheitspolitischen Reformprozesse der letzten Jahre stehen zunehmend in der Kritik, die Aufrechterhaltung einer auf das Wohl der Kinder ausgerichteten, qualitativ hochwertigen Patientenversorgung nicht mehr nachhaltig zu gewährleisten. Das Bestreben, Kindern jederzeit eine ihren besonderen Bedürfnissen und Erfordernissen entsprechende, fachgerechte medizinische Versorgung zu ermöglichen, steht dabei im Widerspruch zu finanziellen Restriktionen, die diese Versorgung zunehmend erschweren oder zum Teil verhindern.
Ziel dieser Studie ist es, mittels qualitativer Methodik vorhandene ökonomisch bedingte Entscheidungskonflikte der beteiligten Akteursgruppen in der medizinischen Versorgung von Kindern zu erheben, zu typisieren und empirisch zu belegen. Die ermittelten Konfliktkategorien dienen als wissenschaftliche Grundlage zur Entwicklung von Strategien zur Vermeidung und Bewältigung ökonomisch motivierter Konflikte im Bereich der Pädiatrie sowie als Basis für eine quantitative Folgestudie.