In den letzten 100 Jahren hat sich die durchschnittliche Lebenserwartung um 30 Jahre erhöht. Und nicht nur das: Man erreicht das höhere Alter auch bei besserer Gesundheit. Diese Verlängerung des Lebens birgt für Individuen und Gesellschaft Herausforderungen, aber auch große Chancen. Alter und Altern, wie wir es heute kennen und erleben, ist nur eine Momentaufnahme. Menschliche Entwicklung und Altern sind nicht determiniert, sondern entstehen aus der fortwährenden Wechselwirkung zwischen Biologie, Person und Kultur. Altern, auch in seinen biologischen Anteilen, ist durch Einflüsse von Gesellschaft und Individuum – innerhalb biologisch gesetzter Grenzen – veränderbar.
Lebenslaufstrukturen und Altersbild sind allerdings immer noch durch das traditionelle Bild des Alterns geprägt. Sie stammen aus einer Zeit, in der unsere Lebenserwartung, die Qualität des Lebens im Alter und die Verteilung von Aufgaben über die Lebensspanne ganz andere waren als heute. Die Zukunftsfähigkeit einer Gesellschaft mit einer älter werdenden Bevölkerung hängt von ihrem Veränderungswillen ab. Wichtige Schritte zur Veränderung veralteter Ordnungen liegen in der Welt der Bildung, des Arbeitsmarkts und in der Volkswirtschaft, in den Regionen und den Gemeinden, in Familie, Zivilgesellschaft und Politik, in den Köpfen der Menschen und in der Praxis des Alltags. Die moderne Alternsforschung liefert hierzu wichtige Befunde.
Datum
26. November 2018
Zeit
18:00 – 19:30 Uhr
Ort
Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns
Auditorium
Joseph-Stelzmann-Str. 9b
50931 Köln
Ursula M. Staudinger ist eine international und interdisziplinär ausgerichtete Psychologin und Alternsforscherin. Ihr Forschungsinteresse gilt der Veränderbarkeit des Alternsprozesses und deren Folgen für den demografischen Wandel. Vor dem Hintergrund einer Gesellschaft des langen Lebens erforscht und untersucht sie dabei das Zusammenspiel von Produktivität und Altern sowie die Entwicklung von Lebenseinsicht, Lebensgestaltung und Weisheit über die Lebensspanne. Sie ist Professorin für Sozialmedizin und Psychologie am Robert N. Butler Columbia Aging Center der Columbia University und
war dessen Gründungsdirektorin. Davor war sie Vizepräsidentin der Jacobs University Bremen und Gründungsdekanin des Jacobs Center on Lifelong Learning and Institutional Development (JCLL). Sie war Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina (2007-2017) und ist Kuratoriumsvorsitzende des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB). Sie hat mehr als 200 Publikationen veröffentlicht. Für ihre herausragenden Forschungsleistungen wurde sie u.a. mit dem “Braunschweiger Forschungspreis 2014″ und der “Seneca Medaille 2017” ausgezeichnet.
Weitere berufliche Stationen umfassten u.a. das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und die TU Dresden.
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