Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
Durch die in den Jahren 2017/2018 erfolgreich durchgeführte Repräsentativbefragung NRW80+ konnte ein umfassendes Bild zur Lebenssituation hochaltriger Menschen in Nordrhein-Westfalen ermittelt werden. Erste Ergebnisse zu verschiedenen Bereichen der Lebensqualität wie z. B. Gesundheit, finanzielle Lage, Alltagsgestaltung, Werte, Einstellungen, subjektives Wohlbefinden oder soziale Beziehungen wurden in den Medien mit großem Interesse aufgenommen. Um zu verstehen, wie sich die Ressourcen und die Lebensqualität im sehr hohen Alter entwickeln, fördert das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW für weitere drei Jahre eine Folgebefragung.
Die zweite Förderphase der Hochaltrigenstudie NRW80+ wurde als Wiederholungsbefragung (Panel) mit Auffrischungsstichprobe realisiert. Insgesamt sollten noch einmal 1.800 Menschen im Alter ab 80 Jahren interviewt werden.
Panelbereite Teilnehmer:innen der ersten Befragungswelle 2017/2018 wurden ein zweites Mal befragt. Damit können für mehrfach befragte Personen Veränderungen der Lebensqualität im hohen Alter beschrieben und erklärt werden. Zum Beispiel lässt sich somit untersuchen, wie sich funktionale, psychische und physische Gesundheit entwickeln oder wie der Alltag nach Verwitwung oder dem Umzug in ein Heim neu gestaltet wird. Um weiterhin Repräsentativität zu gewähren, wurden zusätzlich neue Personen für eine Erstbefragung kontaktiert (Auffrischungsstichprobe), womit Unterschiede zwischen früheren und nachrückenden Kohorten hochaltriger Menschen untersucht werden können, z. B. ob diese gesünder sind oder andere Einstellungen und Werte vertreten.
Auch in der Folgebefragung wurden Bewohner:innen von Senioren- und Pflegeheimen gezielt angesprochen und auch stark gesundheitlich beeinträchtigte Personen, die selbst nicht mehr an der Befragung teilnehmen können, einbezogen. Letztere wurden mit ihrem Einverständnis über Interviews mit nahestehenden Personen (Proxy-Interviews) für die Erhebung berücksichtigt.
Wie in der ersten Welle der Studie NRW80+ wurde die Befragung zunächst in Form von computergestützten persönlichen Interviews durchgeführt. Es konnten 1.643 Interviews realisiert werden, bis die persönliche Befragung aufgrund der Corona-Pandemie ab März 2020 nicht fortgeführt werden konnte. Die noch ausstehenden Interviews mit Personen aus der Aufstockungsstichprobe wurden stattdessen schriftlich durchgeführt. Die schriftliche Befragung wurde möglichst identisch zum ursprünglichen Instrumentarium gestaltet, konnte jedoch einige Inhalte (z. B. kognitive Testungen, Messung der Handgreifkraft) leider nicht berücksichtigen. Es nahmen 219 Personen an der schriftlichen Befragung teil. Somit konnten insgesamt 1.862 Hochaltrige (davon 912 aus dem Panel und 950 aus der Aufstockungsstichprobe) für die zweite Welle der Studie NRW80+ gewonnen werden.
Die Zusammenführung verschiedener Disziplinen (z. B. Psychologie, Soziologie, Medizin, Gerontologie) steht weiterhin im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit, um Wissen zu vernetzen und Lebensqualität im hohen Alter aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Die Folgebefragung baut dabei konzeptuell auf dem während der ersten Förderphase interdisziplinär entwickelten Rahmenmodell zur Erklärung von Lebensqualität im hohen Alter (CHAPO-Modell) auf.
Dr. Judith Wenner
ceres – Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health
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