Psychische Erkrankungen sind längst als Volkskrankheiten verstanden und betreffen uns alle. Ziel der Ringvorlesung ist es, aus unterschiedlichen Wissenschafts- und Praxisperspektiven ein möglichst facettenreiches Bild über die Bedeutung psychischer Erkrankungen und unsere gesellschaftliche Verantwortung im Umgang mit den Betroffenen und ihrem sozialen Umfeld aufzuzeigen.
An neun Terminen im Wintersemester 2016/17 werden jeweils zwei Vertreter/innen aus Wissenschaft und Praxis gemeinsam die Thematik beleuchten und über aktuelle Erkenntnisse und grundlegende Reflexionen u.a. aus Psychiatrie, Psychologie, Sozialwissenschaften, Recht und Wirtschaftswissenschaften berichten.
Datum
Immer dienstags, an neun Terminen während des Wintersemesters
Starttermin
25.10.2016
Zeit
18.00 Uhr s.t. - 19.30 Uhr
Ort
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Ausgewählte Vorträge der Ringvorlesung werden von Deutschlandfunk Nova in der Reihe Hörsaal ausgestrahlt. Aktuell stehen folgende Vorträge als Podcasts zum Download bereit:
In Kooperation mit der Volkshochschule Köln
Forum Volkshochschule im Kulturquartier, Cäcilienstraße 29-33, 50676 Köln
Unser Verständnis von geistig-seelischen Erkrankungen hat sich im Laufe der Geschichte stark gewandelt. Dieser Wandel zeigt sich nicht zuletzt im gesellschaftlichen Umgang mit psychisch kranken Menschen zu verschiedenen Zeiten, der ganz wesentlich auf die stetige Veränderung unseres Menschenbildes und unserer Verhaltensnormen zurückzuführen ist.
Die Diskussion über psychosoziale Normen und die Grenze zwischen psychischer Gesundheit und Krankheit hält dennoch weiterhin an. Im öffentlichen Diskurs spielen hierbei insbesondere Printmedien, Fernseh- und Filmdarstellungen eine wichtige Rolle. Vom schizophrenen Serienkiller bis hin zum genialen Wissenschaftler mit Angststörung prägen vielfältige Bilder mit sehr unterschiedlichen Konnotationen die gesellschaftliche Wahrnehmung psychischer Störungen.
Das Verständnis psychischer Krankheit im historischen Wandel
Dr. phil. Stefanie Coché
Historisches Institut
Lehrstuhl für neuere Geschichte I
Justus-Liebig-Universität Gießen
Traumatisierte, Labile und Gestörte: Typologien psychisch Kranker im deutschen Fernsehen der Gegenwart
Dr. phil. Eva-Maria Fahrmüller
Vorstandsmitglied des Verbandes für Film- und Fernsehdramaturgie (VeDRA), Master School Drehbuch e.K.
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Krieg und Flucht gehen mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit einher – vor allem auch für die psychische. Viele der ankommenden Flüchtlinge leiden an posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen oder Angsterkrankungen. Eine Traumatisierung durch das Erlebte kann dabei auch langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Betroffenen haben. Der zunehmende Bedarf an psychischer Betreuung und Behandlung für Flüchtlinge und Asylbewerber stellt Akteure in Politik und im Gesundheitswesen vor neue Aufgaben.
Zum Umgang mit posttraumatischen Belastungsstörungen als Folgen von Krieg, Vertreibung und Flucht
Prof. Dr. med. Luise Reddemann
Professorin für Psychotraumatologie und psychologische Medizin
Alpen-Adria-Universität Klagenfurt
Zum Download: Materialien zur Arbeit mit Flüchtlingen
Traumatisierte Flüchtlinge in Deutschland – Zwischen Willkommenskultur und Abschiebepraxis
Dipl.-Psych. Eva van Keuk
Psychosoziales Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf
Die Vorträge wurden im Rahmen der Sendung "Schatten auf der Seele" am 30.04.2017 in der Reihe von Deutschlandfunk Nova ausgestrahlt. Der Podcast steht hier zum Download.
Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns, Joseph-Stelzmann-Str. 9b, Auditorium
Psychische Erkrankungen im fortgeschrittenen Alter sind weit verbreitet und stellen angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung eine der größten Herausforderung für die psychotherapeutische Behandlung dar. Doch inwiefern ist das Auftreten psychischer Störungen in dieser Lebensphase wirklich „altersbedingt“, also in spezifischen Herausforderungen dieser Lebensphase begründet? Und haben ältere Menschen wirklich eine schlechtere Prognose für psychische Gesundheit? Sind die gegenwärtigen Psychotherapieverfahren überhaupt auf die besonderen Bedürfnisse alter Menschen vorbereitet?
Zur Bedeutung der Altersdepression, ihren Ursachen und Risikofaktoren
Prof. Dr. phil. Susanne Zank
Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie
Direktorin des Zentrums für Heilpädagogische Gerontologie
Universität zu Köln
Neu auftretende psychische oder psychosomatische Symptome jenseits des 60. Lebensjahres – therapeutische Optionen
Prof. Dr. med. Dr. theol. Gereon Heuft
Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie
Universitätsklinikum Münster
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Selbstbestimmung ist eines der wichtigsten Prinzipien in der medizinischen Versorgung. Darf ein Patient unter bestimmten Bedingungen dennoch gegen seinen Willen in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden? Kann hierzu unter Umständen sogar eine moralische oder gar eine rechtliche Pflicht bestehen? Dürfen dem psychisch Erkrankten darüber hinaus auch gegen seinen Willen Medikamente verabreicht werden? Das Spannungsverhältnis zwischen der Wahrung der Selbstbestimmung psychiatrischer Patienten und der als notwendig erachteten Zwangsmaßnahmen führen immer wieder zu ethischen und rechtlichen Auseinandersetzungen.
Gesetzliche Rahmenbedingungen der Aufklärung und Einwilligungsfähigkeit von psychiatrischen Patienten
Prof. Dr. jur. Tanja Henking, LL.M.
Hochschule für angewandte Wissenschaften, Würzburg-Schweinfurt
Zwangsmaßnahmen in der Psychiatrie: Ein ethisches Dilemma
Prof. Dr. phil. Alfred Simon
Wissenschaftlicher Leiter der Akademie für Ethik in der Medizin
Universitätsmedizin Göttingen
Die Vorträge wurden im Rahmen der Sendung "Wenn dein Wille nicht mehr zählt" am 09.04.2017 in der Reihe "Hörsaal" von DRadio Wissen ausgestrahlt. Der Podcast steht hier zum Download bereit.
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Gesundheitskompetenz gilt als wichtige Voraussetzung für die Erhaltung der Gesundheit. Das gilt auch für die psychische Gesundheit. Doch welche Vorstellungen gibt es in der Bevölkerung zu psychischen Krankheiten und welche Rolle spielen die Medien hierbei? Und wie gut ist das Wissen verschiedener Bevölkerungsgruppen? Stigmatisierungen und die Angst vor Diskriminierungen können nicht zuletzt bei der Inanspruchnahme professioneller Hilfe eine Hürde darstellen. Deshalb widmen sich gegenwärtig viele Kampagnen dem Ziel, die Bevölkerung aktiv über psychische Erkrankungen aufzuklären und Vorurteile abzubauen.
Wissen und Annahmen über psychische Erkrankungen in der Bevölkerung
PD Dr. med. Georg Schomerus
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie der Universitätsmedizin Greifswald
Der Vortrag wurde im Rahmen der Sendung "Bist du irre?" am 08.04.2017 im Format "Hörsaal" von DRadio Wissen ausgestrahlt. Der Podcast steht hier zum Download bereit.
"Verrückt? Na und?": Glück und Krisen besprechbar machen in Schule, Studium und Ausbildung
Dr. phil. Manuela Richter-Werling
Gründerin und Geschäftsführerin von Irrsinnig Menschlich e.V.
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Immer mehr Arbeitnehmer und Angestellte können wegen psychischer Probleme vorübergehend oder sogar dauerhaft ihren Beruf nicht mehr ausüben. Seit mehr als zehn Jahren sind psychische Erkrankungen die häufigste Ursache für eine Frühverrentung aus gesundheitlichen Gründen. Begünstigt die moderne Arbeitswelt die Entstehung psychischer Erkrankungen? Was können Arbeitgeber und Arbeitnehmer tun, um psychische Erkrankungen zu vermeiden? Fragen, die immer wichtiger werden, denn psychische Erkrankungen haben über das Arbeitsverhältnis hinaus weitreichende ökonomische und soziale Folgen.
Volkswirtschaftliche Tragweite psychischer Erkrankungen
Prof. Dr. sc. hum. Hans-Joachim Salize
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
Prävention am Arbeitsplatz – Möglichkeiten und Grenzen des betrieblichen Gesundheitsmanagements
Isabel Rothe
Präsidentin der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Von einer psychischen Erkrankung sind nicht nur die Erkrankten selbst betroffen. Auch die Angehörigen werden in dieser schwierigen Situation häufig sehr beansprucht. Das familiäre Netzwerk kann zwar eine große Unterstützung im Umgang mit psychischen Erkrankungen bedeuten. Angesichts der Belastung steigt jedoch gleichzeitig das Risiko, als Angehöriger selbst zu erkranken, erheblich. Gezielte Unterstützungs- und Beratungsangebote für Angehörige können helfen, mit der psychischen Erkrankung eines nahestehenden Menschen umzugehen.
Angehörige im Mittelpunkt: Unterstützungspotenziale und Belastungen
Prof. Dr. med. Dipl.-Psych. Wulf Rössler
Psychiatrische Universitätsklinik Zürich / Universität von São Paulo
Therapie- und Unterstützungsangebote für Angehörige
Gudrun Schliebener
Vorsitzende des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker e.V.
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Sport ist gut für den Kreislauf und Rauchen schadet der Lunge – das ist bekannt. Über die Entstehung und Vermeidung von psychischen Erkrankungen weiß man noch nicht annähernd so viel. Warum sind z.B. einige Gruppen gefährdeter als andere? Wann liegt wirklich eine psychische Erkrankung vor und woran erkenne ich diese frühzeitig? Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen, werden vielversprechende multifaktorielle Untersuchungen durchgeführt, die sowohl klinische als auch genetische, soziodemographische, neuropsychologische und eine Vielzahl anderer Daten einbeziehen. Doch wie hilfreich sind solche Vorhersagen über psychische Erkrankungen für die Betroffenen und wie lassen sich solche Verfahren ethisch beurteilen?
Früherkennung psychischer Erkrankungen mittels multifaktorieller Risikoprofile
Prof. Dr. med. Nikolaos Koutsouleris
Leiter der Spezialambulanz PRONIA-Früherkennung
Ludwig-Maximilians-Universität München
Ahnen, Wissen, Handeln – Ethische Herausforderungen der Prädiktion
Prof. Dr. Christiane Woopen
Direktorin von ceres - Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health, Universität zu Köln
Forschungsstelle Ethik, Uniklinik Köln
CECAD – Cluster of Excellence, Joseph-Stelzmann-Str. 26, Vortragssaal EG
Das Repertoire psychiatrischer Behandlungsansätze geht längst über das der medikamentösen Behandlung mit Psychopharmaka hinaus. Das Verfahren der sogenannten tiefen Hirnstimulation ist ein innovativer Ansatz, der künftig neue Perspektiven bei der Behandlung von vermeintlich nicht therapierbaren oder austherapierten psychiatrischen Erkrankungen eröffnen soll. Auch im Bereich der Psychotherapie gibt es neue Ansätze unter Nutzung moderner Medien: So werden psychische Leiden vereinzelt bereits ohne face-to-face-Interaktion via Online-Therapie im Chat behandelt. Doch kann das Tippen am Computer ein persönliches Gespräch wirklich ersetzen?
Möglichkeiten und Grenzen internetbasierter, psychosozialer Interventionen
Dr. phil. Dipl.-Psych. Markus Moessner
Forschungsstelle für Psychotherapie
Universitätsklinikum Heidelberg
Tiefe Hirnstimulation bei psychiatrischen Erkrankungen
Prof. Dr. med. Jens Kuhn
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Evangelisches Klinikum Niederrhein